Der Kommentar

Diesen Text schrieb ich am 26.12.2023.

Am 24.12.2023 hat eine Person, die ich seit vielen Jahren nicht mehr leibhaftig gesehen habe und zu der es zwischenzeitlich keinen Kontakt gab, das „Ich bewege mIch“ des Tages öffentlich kommentiert. Einem ersten Impuls folgend antwortete ich, dass diese Person frei sei und sie sich die Videos nicht ansehen müsse. Ich löschte diesen Kommentar wieder. Es passte nicht. Der Zeitpunkt passte nicht. Und die Tiefe passte auch nicht. Da ist etwas in mir angeklungen, das ich genauer betrachten wollte.
Als ich den Kommentar gerade nochmal las, wurde ich wütend. Das ist neu. Zuvor war ich nur traurig.
Was sollte dieser Kommentar? Er ist kein „Geschenk“. Und er ist nicht ehrlich. Die Person hat mir vor die Füße gekotzt. Und erwartet sie nun, dass ich dafür dankbar bin?
Sie muss die Videos nicht anschauen. Dafür gibt es eine Vielzahl von Handlungsoptionen bei Facebook – „entfreunden“ oder „Beiträge verbergen“ sind solche Optionen. Das hätte sie tun können.
Wenn sie wirklich mit mir in Verbindung hätte treten wollen, hätte sie mir eine PN schicken können. Sie hätte ehrlich kommunizieren können. Sie hätte ihr Erleben schildern können, mir erzählen können, dass sie die Videos unangenehm findet, weil sie Trauer oder Wut oder Scham in ihr auslösen oder auch einfach nicht ihrem Empfinden von Schönheit entsprechen. Das wäre Ehrlichkeit.
Eine Aussage wird nicht zu einer Ich-Botschaft, nur weil „Ich“ darin auftaucht. Das ist ein Irrtum.
Die kommentierende Person hat sich entschieden, mich in ihr Erleben reinzuziehen. Sie tat es auf eine Art und Weise, die nicht verbindend wirkt und nicht aufrichtig ist.
Verbundenheit, Freude, Freiheit und Aufrichtigkeit sind mir wichtig. Ich bemühe mich immer darum, diese Werte zu leben und zu verkörpern. Und es erschreckt mich nach wie vor, wenn andere Personen nicht so handeln.
Ich habe kein dickes Fell. Ich lasse das an mich heran. Und das ist vielleicht das eigentliche Geschenk an dem Ganzen. Ich bemerke, dass ich mir diese Zartheit bewahrt habe. Auch, wenn das bedeutet, dass mich solche Erlebnisse unangenehm berühren.

Ich bin noch fertig mit dem Thema. Vielleicht werde ich das nie. Ich könnte ein Video dazu machen…

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