Ich bewege mIch – wie es begann

See below for the English version.

In den Jahren vor 2018 habe ich zu Beginn des Jahres einen schlichten Blanko-Jahreskalender im Din A 4 Format ausgedruckt. Die Spalten waren gerade so groß, dass ein oder zwei Worte hinein passten: der Titel des Tages. Dieser Kalender und die Tagestitel begleiteten mich dann immer in meinen tanzraum und ich nahm sie als Impulse für mein kreatives Training. Ich improvisierte, erfand Bewegungen, die zu den Worten passten, entwickelte Rhythmusmelodien…
Am ersten Januar 2018 wollte ich also nun meinen neuen Impulskalender ausdrucken. Was ich bekam war eine wild schattierte Seite, die ich nicht zu diesem Zweck nutzen konnte.
Das machte mich nervös. Ich hatte dieses lieb gewonnene Ritual und nun sollte ich es aufgeben oder zumindest aufschieben bis wieder ein druckfähiger Drucker im Haus wäre?

Ich verfiel in dumpfes Brüten. Als ich dann in die Küche ging, um irgendetwas zu holen, tat ich etwas, das ich ohnehin schon immer tat: Ich tanzte. Das ist einfach so. Es kommt oft vor, dass ich irgendwo stehe, weil ich zum Beispiel auf etwas warte – und ich beginne mich zu bewegen.
Und das war es: Meinen Körper habe ich immer bei mir.
Hier und jetzt!
Und das jeden Tag.
Ich bewege mich und meinen Körper in jedem Augenblick.
Es gibt immer dieses Ich, das bewegt und gleichzeitig bewegt wird. Wunderbar! Daraus wurde „Ich bewege mIch.“

Und da ich die Erfahrung gemacht habe, dass mein Energieniveau steigt, sobald ich auch „nur“ eine Zuschauerin oder einen Zuschauer habe, war klar, dass ich diese Sequenzen veröffentlichen werde.

Die damaligen Einstellungen meines Instagram-Accounts beschränkten meine Aufnahmen auf eine Minute. Das passte mir gut.

Es gibt zwei Regeln:
1. Ich mache es jeden Tag.
2. Die erste Aufnahme gilt und ich veröffentliche sie.

Inzwischen schneide ich die Aufnahmen ein bisschen, da ich manchmal einen Weg vom „Aufnahmeknopfdrücken“ bis zum Bewegungsplatz zurück lege – diesen Weg schneide ich weg, da es mir nicht um diesen WEG geht sondern um meine BeWEGungen.
Den tatsächlichen Ausschnitt sehe ich selbst oftmals erst, nachdem ich das „Ich bewege mIch“ veröffentlicht habe.

Oha! Da gab es den ein oder anderen Schreckensmoment!
Und auch das ist Teil des Wegs: Egal wie ich ausschaue, dieser Leib, den ich da sehe, das bin ich. Das ist mein Ausdruck. Ein Moment meines Ausdrucks. Ein Einblick in meinen Ausdruck.

Es gab zu Beginn noch eine Regel: Ich werde das „Ich bewege mIch“ mindestens ein Jahr praktizieren. Das Jahr ist nun vorüber.
Und ich werde mich weiter bewegen. Ich bin noch nicht fertig damit.

„Ich bewege mIch, 2019“
Jeden Tag, die erste Aufnahme gilt.

 

English version:


In the years before 2018, I printed out a simple blank calendar in A4 format at the beginning of the year. The columns were just large enough to fit one or two words: the title of the day. This calendar and the daily titles then always accompanied me in my dance studio and I took them as impulses for my creative training. I improvised, invented movements that matched the words, developed rhythmic melodies…
On 1 January 2018, I wanted to print out my new impulse calendar. What I got was a wildly shaded page that I couldn’t use for this purpose.
This made me nervous. I had this beloved ritual and now I was supposed to give it up or at least postpone it until there was a printer in the house that could print again?

I fell into a dull brooding. When I went into the kitchen to get something, I did something I always did anyway: I danced. That’s just the way it is. It often happens that I’m standing somewhere, for example, waiting for something – and I start moving.
And that’s it: I always have my body with me.
Here and now!
And that every day.
I move myself and my body in every moment.
There is always this me that moves and is moved at the same time. Wonderful! It became „Ich bewege mIch.“/ ‘I move myself.’

And since I have found that my energy level increases as soon as I have “only” one spectator, it was clear that I would publish these sequences.

The settings of my Instagram account at that time limited my recordings to one minute. That suited me well.

There are two rules:
1. I do it every day.
2. The first recording counts and I publish it.

Now I edit the recordings a bit, because sometimes I walk a way from ‘pressing the record button’ to the place of movement – I cut this way because it’s not about the WAY but about my MOVEMENT.
I often only see the actual section after I have published the ‘Ich bewege mIch./ I move’.

Oh dear! There were one or two moments of shock!
And that too is part of the journey: No matter what I look like, this body that I see there, that is me. This is my expression. A moment of my expression. An insight into my expression.

At the beginning, there was one more rule: I will practice ‘Ich bewege mIch.’ for at least a year. The year is now over.
And I will continue to move. I’m not done with it yet.

„Ich bewege mIch.“, 2019’
Every day, the first shot applies.

3 Kommentare

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Eine spannende Langzeitperformance von der ich oft nur einzelne Momente sehe. Ich verstehe vielleicht nicht immer das was Du ursprünglich ausdrücken wolltest und manche Videos berühren mich mehr als andere, doch insgesamt bin ich beeindruckt von Deiner Art Dich zu entdecken und Dich auszudrücken. Danke für deinen Mut, Dich zu teilen.

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