Ich bewege mIch geht weiter – was in den Jahren 2019, 2020 und 2021 geschah

 

Ich bewege mIch im Jahr 2019:
Die Impulse der anderen.

Ich plante, das „Ich bewege mIch“ ein Jahr zu praktizieren. Als das Jahr noch nicht ganz vorüber war, wurde mir bewusst, dass ich mIch weiterhin bewegen muss. Ich war noch nicht fertig damit.
Ich fügte jedoch eine weitere Regel hinzu:

  1. Ich mache es jeden Tag.
  2. Die erste Aufnahme gilt.
  3. Ich nutze Impulse von außen.

Im Jahr 2019 gab es also zunächst die o. g. Regeln.
Auf diese Weise erhielten Menschen, die bisher Zuschauende waren, die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen., Sie konnten mir Impulse schicken, Handlungsanweisungen, Gedichte, Lieder…
Meine Aufgabe war es, einen Ausdruck dafür zu finden.

Ich sammelte die Impulse und wählte täglich im Losverfahren einen davon aus. Die Herausforderung für mich war, in Resonanz zu gehen und zu vermeiden mIch aufzugeben.
Ich brauchte einen Moment des Sammelns, des Still-Werdens im Tun und konnte so über den Eindruck, den der jeweilige Impuls in mir hinterließ, hinaus gehen und ihn gleichzeitig tief in mir erleben. Ich erlebte Augenblicke, in denen Innen und Außen miteinander verschmolzen.
Im Verlauf des Jahres 2019 veränderte sich diese tägliche Praxis. Sie wurde auch zu einer Recherche für eine performative Gestaltung, die ursprünglich am 2.05.2020 öffentlich werden sollte. Eine mehrstündige Performance, die den Prozess des Erlebens als Aufführung erlebbar machen sollte. Der Titel: #intimeserleben.


Ich bewege mIch im Jahr 2020:
Auf dem Weg zu #intimeserleben.

Ich beendete noch im Jahr 2019 die Arbeit mit den oben beschriebenen Impulsen von außen.
Vielmehr übernahm ich Fragen, die sich mir im Tun, in der Bewegung, im Wandel offenbarten, in meinen leiblichen Ausdruck.

Die Regeln für 2020 lauten:

1. Ich mache es jeden Tag.
2. Die erste Aufnahme gilt und ich veröffentliche sie.
3. Ich nutze einen Impuls, der meinem Bewusstsein entspringt.

Die Aufnahmen, die nun entstehen, sind Ausdruck meiner Suche nach Fragen und Antworten. ich suche sie innerhalb meines Leibes in dem Bewusstsein, dass ich in dieser Welt verankert bin. Mein Leib ist ein Resonanzkörper, dem ich selbst Impulse für ein Erlebnis/ ein Erleben gebe. Ein immerwährender Prozess der Integration von Erfahrungen und Initiierung von Taten eines selbstbestimmten Ichs.

Durch die Corona-Pandemie hat sich für mich – in Bezug auf diesen Prozess  – abgesehen davon, dass es bisher nicht zu einer öffentlichen Aufführung kam, nichts geändert.
Ich setze meine Arbeit fort. Und suche Wege des Ausdrucks, der Umsetzung, der Inszenierung.
Es ist auch die Suche danach wie ich meinen Körper in den Zustand versetze, mir antworten zu können.
Die Suche nach den verkörperten Antworten.
Und sich suche nach Wegen, Zuschauende zu beteiligen – auch ohne tatsächliche körperliche Anwesenheit.

Fragen, die mIch bewegen, sind zum Beispiel diese:
Was geschieht, wenn ich mir mein intimes Erleben bewusst mache und einen Ausdruck dafür kreiere?
Was geschieht, wenn mein intimes Erleben öffentlich wird?
Bleibt es intim?
Wird es Teil der Öffentlichkeit?
Wie empfinde ich das?
Wie empfinden Zuschauende dies?
Berührt mIch das?
Berührt dIch das?
Welche Geschichte erzähle ich, wenn ich meine Geschichte erzähle?
Wie erzähle ich?
Welche Mittel nutze ich?
Wie lenke ich Aufmerksamkeit? Meine und die der Zuschauenden?
Kann ich sie überhaupt lenken?
inwiefern hängt dies vom intimen Erleben der Zuschauenden ab?
Welche Wege eröffnen digitale Medien und welche Möglichkeiten der Veröffentlichung bieten sie mir?
Welches ist der wesentliche Unterschied zwischen einer Live_Performance und dem Betrachten z.B. eines Videos?
Und welche Räume eröffnen sich dadurch, dass Performende und Zuschauende sich nicht von Angesicht zu Angesicht begegnen?
welche Rolle spielt die Zeit?
Inwieweit wird JETZT überzeitlich? Oder unzeitlich?

Photo: Ingo Kregeloh

 

 

 

 

 

 

5 Kommentare

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Lieber Heiko,
vielen Dank für Deinen zauberhaften Beitrag. Ich habe einen Einblick in dieses so viel erwähnte Home-Office-Leben bekommen. Kennst Du das Buch „Wohnkomplex“ von Niklas Maak? Darin beschreibt er das Phänomen des Privatöffentlichseins der von daheim geleisteten Erwerbstätigkeit. ich fühlte mich beim Lesen Deiner Worte daran erinnert.
Fidele Grüße
Anja

p.s.: Ich liebe den #sockenschuss

Klar, den Körper zu erleben, unser „Fleisch“ sozusagen ist auch entwicklungsgeschichtlich das wichtigste und fühlt sich gut an. Zudem ist man nach kurzer Zeit voll im Flow mit der eigenen z.B. Sexualität und schöpft auf diese Weise z.B. Energie! Ist zur Zeit in meinem Leben auch der Leitimpuls. Wenns geht halt mit gelebter Sexualität, weil sonst Koma/aus.

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